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Schon seit über 10 Jahren gibt es die Inklusive WohnGemeinschaft LUdwigshafen – IGLU. Damals zogen sechs Menschen ohne und vier Menschen mit Behinderung ein, darunter eine junge Frau mit hohem Unterstützungsbedarf. Die WG lebt mitten in der Stadt in einem schönen Altbau auf zwei Stockwerken mit drei Bädern und zwei Küchen, drei Balkone laden zum Chillen ein.

Bernadette Bros-Spähn war Mitgründerin der WG und blickte mit ihrem Mann beim Stammtisch am 12. Oktober 2023 zurück auf die letzten 10 Jahre.

„Wir haben ganz viel die Persönliche Zukunftsplanung für unsere Tochter genutzt. So hat die WG eigentlich angefangen.“ Mit dieser Grundlage entstand zunächst ein inhaltliches WG-Konzept, aus dem heraus sich alles andere entwickelte. Besonders herausfordernd war – wen mag es überraschen – die Finanzierung. Die ursprünglich vorgesehene Finanzierung mit den persönlichen Budgets erwies sich als nicht praktikabel. Lange herrschte finanzielle Unsicherheit. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen eröffnete ein Spruch der Schiedsstelle nach § 133 SGB IX Rheinland-Pfalz dieses Jahr den Abschluss einer Leistungs- und Vergütungsvereinbarung, in der das infrastrukturell ansetzende Leistungsangebot (Begleitung des inklusiven partizipativen Gruppenprozesses) über die individuelle Bedarfsdeckung im Einzelfall hinausgeht.

Bewohner*innen finden

Spannend ist außer der Frage nach der Finanzierung immer auch die Frage nach den Bewohner*innen ohne Behinderung. Wie findet man sie, was sind die Schwierigkeiten, wer sind diese Menschen? Auch diese Fragen sind komplex: Am vielversprechendsten ist die Suche über die Plattform WG gesucht, aber auch beim Studierendenwerk wird man fündig. Die Mindestmietdauer beträgt sechs Monate, seit Start der WG gab es geschätzt 30 Wechsel, was aber bei einem Zeitraum von elf Jahren und sechs Bewohner*innen ohne Behinderung nicht erstaunlich ist. Eine Bewohnerin ist bereits seit drei Jahren Teil der WG.

Es sind durchaus nicht nur Studierende in der WG und immer wieder wohnen Menschen aus unterschiedlichen Ländern mit guten Deutschkenntnissen dort. WG-Leiter David Schneider, beim Stammtisch ebenfalls dabei, sagte: „Viele fragen: `Muss ich meine Bedürfnisse zurückstellen, wenn ich hier wohne?´ Nein, das müsst ihr nicht. Eine inklusive WG muss auch für Menschen ohne Behinderung funktionieren.“ Für die übernommenen Dienste erhalten die Studierenden eine Ehrenamtspauschale.

Mit den Wechseln innerhalb der Bewohnerschaft kommen die Menschen mit Behinderung gut klar. Postkarten und Fotos von ehemaligen Mitbewohner*innen zieren die Wände, gelegentlich kommt Besuch von Ehemaligen, dann gibt es ein warmes Wiedersehen.

Auch bei diesem Stammtisch ist es unmöglich, alle Aspekte anzureißen, die berücksichtigt werden müssen, um eine inklusive WG auf die Beine zu stellen. Jede ist anders. Mühsam ist es auf jeden Fall: „Es ist eigentlich erst jetzt so weit, dass wir uns als Eltern langsam ausklinken können aus dem Betrieb“, sagte Bernadette. Aber es lohnt sich: „Lasst Euch nicht unterkriegen vom Kleinklein, macht einfach weiter!“

Hilfreich für alle Neustarter*innen ist auf jeden Fall die tolle Webseite von IGLU, wo es viel zu entdecken gibt: Filme, die Konzeption, ein Rückblick auf zehn Jahre IGLU, ein aufschlussreiches Gespräch und natürlich Fotos von der WG.

Vielen Dank an Bernadette und Wolfgang sowie David Schneider. Wir wünschen Euch und den Iglu-Bewohner*innen weitere elf tolle Jahre!

Hier die Infos:

Bernadette und Wolfgang haben einen Fachbeitrag zur Persönlichen Zukunftsplanung mitverfasst. Hier könnt Ihr ihn runterladen.

Hier ist das Konzept

Und hier das Gespräch

Alle Fotos von: LSJV / Möbus