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Zwei Schwäbinnen zu Gast beim Berliner Stammtisch für inklusives Wohnen – das Online-Format während der Corona-Zeit hat auch Vorteile! Elke Krieg und Eva Konle erzählten am 11. März 2021 von der inklusiven 5er WG im Pforzheimer Stadtteil Brötzingen. Die eine als Mutter von Bewohner Patrick, die andere als erste Mitbewohnerin.

„Die WG ist eigentlich durch ein Missverständnis entstanden“, berichtet Elke. Nachdem sie einen Vortrag von Rudi Sack (GLL München) bei der Lebenshilfe gehört hatte, ging sie sofort zum Veranstalter und sagte: „Wenn Ihr eine inklusive WG einrichtet, möchte ich, dass Patrick mit einzieht“. Eine eigene inklusive WG war eigentlich nicht geplant, entstand aber dann doch: Zwei Wohnungen in einem Neubau wurden zusammengelegt und Patrick, seine Freundin Miriam und 3 weitere Bewohnerinnen ohne Unterstützungsbedarf zogen ein.

„Es lief von Anfang an gut“, erzählt Eva. „die WG war wie eine zweite Familie für mich, wir haben den Alltag zusammen verbracht und am Wochenende viele Ausflüge unternommen“. Einzig die Stundenzettel und zuweilen der Umgang mit dem Träger waren eine Herausforderung: Die drei Mitbewohner*innen sind auf 450 € Basis beim Träger angestellt – Wohnen gegen Hilfe. Zusätzlich kommt etwa 3-4 mal pro Woche eine Fachkraft zur Unterstützung.  Ab 22 Uhr ist immer jemand in der WG, Patrick und Miriam verbringen jedes zweite Wochenende abwechselnd bei den jeweiligen Eltern. „Heute würde ich die WG wahrscheinlich in Eigenregie führen“, sagt Elke.

So eine WG braucht eine Weile, bis sie rund läuft, und wünschenswert ist in jedem Fall eine wohlwollende WG-Begleitung; aber natürlich steht und fällt alles mit dem Engagement der jeweiligen Bewohner*innen: „Einmal war keine von uns zuhause und Miriam und Patrick mussten alles alleine machen“, erzählt Eva. „Wir haben sie aber von unterwegs aus angerufen und die Schritte durchgesprochen – hat alles geklappt!“

„Patrick ist viel selbständiger geworden, seit er vor fast fünf Jahren in die WG eingezogen ist“, sagt Elke. „Er macht auch jetzt mit 30 Jahren noch spürbar Fortschritte, zum Beispiel im Sprechen. Dabei wollte er anfangs gar nicht ausziehen. Das musste ich als Mutter initiieren. Heute sagt er: Ich lebe ein Super-Leben“

Elke Krieg ist Mitbetreiberin des Trägers WeGefinden- Fachdienst inklusives Wohnen

Eva Konle ist duale Studentin der sozialen Arbeit bei der Lebenshilfe Donau Ries

Filmtipp:

Während wir uns um inklusives Wohnen kümmern, wird anderswo für Teilhabe auf beruflicher Ebene gesorgt. Der neue Film der Filmemacherin Tabea Hosche zeigt Menschen, die Aus der Behindertenwerkstatt an die Uni kommen. Noch bis 7.3.22 in der ARD Mediathek.

Foto: Elke Krieger