Ein kleines feines Haus in Glienicke/Nordbahn hat noch Platz für 2 Mitbewohnerinnen!
Beim Stammtisch am 10. Februar zeigte Philipp Pommerenke Fotos von liebevoll renovierten Räumen, einer hellen Küche und einem umliegenden Garten. Die Gegend ist gut angebunden und die Miete für ein Zimmer beträgt 500,- EUR kalt. Philipps Tochter Franziska (30) arbeitet in der Nordbahn gGmbH in der Montage und freut sich auf Alltagsleben und Spiele- und Grillabende mit netten Mitbewohnern. Kontakt: ph.pommerenke@t-online.de
Im Anschluss stellte Fynn Hullmeine seine Masterarbeit zu inklusivem Wohnen vor. Er hat Sonderpädagogik studiert. Zum Wohnen allgemein: Es gibt keine gesicherten Zahlen darüber, wieviele Menschen mit sogenannter Beeinträchtigung wo leben. Eine „erhebliche Anzahl von erwachsenen Personen mit Behinderungen“ lebt in der Herkunftsfamilie. Einige Menschen mit Behinderungen erhalten Leistungen zum Wohnen. Viele von ihnen wohnen in besonderen Wohnformen. Doch mittlerweile haben etwas mehr als die Hälfte in ambulanten Wohnangeboten ihr Zuhause.
Geschätzt 40 „echt“ inklusive WGs gibt es in Deutschland
Von den verschiedenen inklusiven Wohnformen gibt es laut Schätzung (nur!) etwa 40 Wohngemeinschaften in Deutschland, in denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung
- zusammenleben
- alle Bewohnenden ihr eigenes Zimmer haben
- und die Menschen ohne Unterstützungsbedarf den anderen helfen.
Auch diese WGs sind unterschiedlich organisiert. Nach Interviews mit einzelnen Bewohnenden fasste Fynn die folgenden Aspekte in einer inklusiven WG als herausragend zusammen:
- Gelebt werden Vielfalt und Miteinander
- zentral sind Werte wie Respekt und Toleranz
- die gleichberechtigte Einbindung aller Mitbewohnenden ist handlungsleitend
- verschiedene Aspekte von Teilhabe und Selbstbestimmung werden im Alltag gelebt.
Wow klingt das gut!
Eltern nein danke?
Spannend war einmal mehr für mich als Mutter zu erfahren, dass die Eltern in den befragten WGs kein Mitspracherecht haben. Im Gegenteil: Im Idealfall beteiligen sich die künftigen Bewohnenden bereits im Entstehungsprozess aktiv an der WG. Auch die WG-Regeln werden von ihnen selbst festgelegt.
Gute Voraussetzungen für das Zusammenleben in inklusiven WGs sind regelmäßige WG-Treffs mit Leitenden und Mitarbeitenden der WG, und dass die Arbeit der Unterstützenden definiert und dokumentiert wird. Denn: Ist es „Arbeit“, wenn jemand dem anderen hilft, die Wäsche aufzuhängen, oder ist es ein Freundschaftsdienst?
Auch in einer inklusiven WG ist nichts für die Ewigkeit: Die WG ist ein neuer Wohnort, aber nicht unbedingt der letzte. Das gilt für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung!
Literaturtipps von Fynn:
Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung NRW e. V. (2020). Ich selbst? Bestimmt! Selbstbestimmtes Wohnen mit hohem Unterstützungsbedarf. Düsseldorf: selbstbestimmtes leben. Preis: 17,40€
Terfloth, K., Niehoff, U., Klauß, T., Buckenmaier, S. & Gernert, J. (2016). Unter Dach und Fach. Index für Inklusion zum Wohnen in der Gemeinde. Marburg: Lebenshilfe-Verlag. Preis: 89,- €
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